Sent: Mittwoch, 14. Februar 2007 12:11
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Subject: Help-TV Spezial "Klimawandel" und die Pläne Wien zu einem internationalen Umsteigeflughafen auszubauen
Sensitivity: Personal

Sehr geehrter Herr Bundesminister Pröll,
 
Vielen Dank für die Antworten ihre Ministeriums, die aber gerade auch angesichts der Dramatik der Situation inhaltlich leider ziemlich unbefriedigend sind. Im folgenden finden Sie die meine Fragen in grüner, die Antworten ihres Ministeriums in schwarzer und meine Anmerkungen zu den Antworten in blauer Schrift.
 
1. Gibt es schon konkrete Pläne zu den Emissionszertifikaten und wie wird sichergestellt, dass der Flugverkehr selbst und nicht der Steuerzahler die Kosten für den volkswirtschaftlich betrachtet kontraproduktiven Transitflugverkehr zahlen muss?

Antwort: Die Europäische Kommission hat einen Richtlinien-Vorschlag zur Einbeziehung des Flugverkehrs in den Emissionshandel am 20.12.2006 vorgelegt. Dieser wird zur Zeit im Rat behandelt. Es soll damit eine Stabilisierung der CO2-Emissionen aus dem Flugverkehr auf dem Niveau der Jahre 2004-2006 erreicht werden. Lärm ist davon grundsätzlich natürlich mitbetroffen, sofern es gelingt, die Zahl der Flüge mit dem Emissionshandel ebenso zumindest in ihrem Wachstum zu bremsen (z.B. durch höhere Auslastungen, größere und modernere Flieger...). Die Zusatzkosten für den Flugverkehr - insbesondere durch notwendigen Ankauf von Emissionszertifikaten - treffen den Steuerzahler nicht, es ist allerdings mit leichten Verteuerungen bei den Tickets zu rechnen, was aber im Sinne des Verursacherprinzips angemessen erscheint.
Anmerkung: Auch wenn die Einbeziehung der Emissionen des Flugverkehrs ein richtiger Schritt ist, so ist eine Stabilisierung des Flugverkehrs auf dem Niveau von 2004-2006 klimapolitisch gesehen viel zu wenig, da der Flugverkehr jetzt bereits ein viel zu hohes Niveau erreicht hat. Außerdem kommt es hier schon wieder zu einer einseitigen Bevorzugung des für das Klima überproportional schädlichen Luftverkehr, geht es beim Kyoto Protokoll um eine Reduzierung aller Treibhausgase um 25% unter das Niveau von 1990.

2. Was halten Sie von der Idee, fairerweise auch Kerosin und die Flugtickets zu besteuern? Wäre das nicht ein schon längst fälliger, sozial gerechter Schritt auf dem Weg zur Kostenwahrheit im Verkehr?
Antwort: Die Kerosinbesteuerung wurde innerhalb der EU bzw. auch international lange diskutiert. Eine solche Besteuerung ist durch internationale Verträge derzeit nicht zu lässig. Da international keine Einigung zu diesem Thema erzielt werden konnte, hat sich die EU nun auf den Emissionshandel festgelegt, welcher aber ähnliche Wirkungen wie eine Steuer entfalten sollte.
 
Anmerkung: Eine Besteuerung des Kerosins und der Tickets hätte aber einen viel stärkeren Effekt als eine halbherzige Einbeziehung in einen Emissionshandel und wäre außerdem ein Signal für mehr soziale Gerechtigkeit. Es ist schließlich nicht einzusehen, warum Pensionisten für das Heizöl Mineralölsteuer zahlen, die Autofahrer für den Treibstoff voll zur Kasse gebeten werden, aber die Fluglinien keinen einzigen Cent an Steuer für den Treibstoff zahlen müssen, damit diese auch weiter Billigtickets für Wochenendstädteflüge anbieten können, die wirtschaftlich nicht wirklich notwendig sind, aber eine katastrophale Auswirkung auf die Umwelt haben.  
 
Hier eine internationale Einigung anzustreben ist sicher sinnvoll, ich verstehe aber nicht warum es internationale Verträge geben sollten, die es der EU und Österreich verbieten, bis dahin Steuern auf Kerosin einzuheben. Die Niederlande haben bereits den ersten Schritt getan, hier wird Flugtreibstoff bereits seit dem 1. Jänner 2005 besteuert, was sich sehr positiv auf das dortige Budget auswirkt.
 
Was ist mit der Besteuerung der Flugtickets, welche den Wettbewerb mit der Bahn ein Stück weit fairer machen würde?
 
3. Wie ist Ihre Haltung betreffend des weiteren Ausbaus des Flughafens Wien-Schwechat zu einem internationalen Umsteigeflughafen ("geplante 3. Piste")?
 
Antwort: Bezüglich des Flughafens Schwechat möchte ich auch auf die Ergebnisse der Mediation verweisen. Unser Ressort war in diesen Prozess zwar nicht eingebunden, das Ergebnis und insbesondere das Prinzip einer Mediation werden vom Lebensministerium aber als gute Basis für die weiteren Schritte bewertet.
Anmerkung: Den so genannten Mediationsvertrag als gute Basis für weitere Schritte zu bezeichnen, zeugt entweder von einer völligen Unkenntnis des Inhalts (3. Piste zur Kapazitätsverdoppelung, mehr als 2/3 der Starts über Wien und die am dichtest besiedelten Gemeinden Niederösterreichs im Süden von Wien) oder es bedeutet, dass Sie bewusst an den volkswirtschaftlich völlig unsinnigen Plänen, den Flughafen Wien Schwechat als Umsteigeflughafen weiter auszubauen festhalten, ohne dabei auf die davon betroffenen Menschen und die Umwelt ernsthaft Rücksicht zu nehmen. Von einem Umweltministerium/Lebensministerium würde ich mir eigentlich erwarten, dass es sich tatsächlich in 1. Linie für die Interessen der Umwelt und die Lebensqualität der Bürger einsetzt und nicht einseitig für die Interessen der Flughafen Wien AG und der Unternehmen, die vom Flughafenausbau profitieren. Tatsächlich wurden die dafür notwendigen UVP Verfahren schon bisher nicht durchgeführt und jetzt wird auch noch - mit einem von der Flughafen Wien AG finanzierten  - so genannten Mediation bzw. einem so genannten Dialogforum versucht - die übrigens diesen Namen auch nicht annähernd verdienen, das UVP-Verfahren für die 3. Piste, in die vom Auftraggeber gewünschten Bahnen zu lenken.
Mit freundlichen Grüßen,