Leitartikel: Strategiewechsel der AUA freut Wirtschaft nicht

Was aus Sicht der AUA Sinn macht, hat für den Wirtschaftsstandort die gegenteilige Wirkung

Was aus Sicht der AUA Sinn macht, kann für den Standort negativ sein

AUA-Vorstand Andreas Bierwirth hat dieser Tage eine Ankündigung gemacht, die bei Österreichs Unternehmen und internationalen Konzernen die Alarmglocken schrillen lässt: Die von der Lufthansa übernommenen Austrian Airlines ändern im Zuge ihrer Integration in den deutschen Airline-Konzern, dem unter anderen auch die Swiss und British Midland angehören, ihre Strategie.

Der Fokus Osteuropa, der bislang im Mittelpunkt der Unternehmensstory stand und als besonderer Trumpf galt, wird künftig nicht mehr so wichtig sein. Das Schicksal der AUA hänge nicht am CEE-Raum, so der AUA-Vorstand. Die Airline könne sich vielmehr nur über die Langstrecke und starke Westverbindungen sanieren. Osteuropa sei zwar ein vorhandener Markt, bei dem seien aber nur einzelne Nischen interessant. Außerdem gebe es im Lufthansa-Verbund noch andere Hubs mit Osteuropa-Ausrichtung wie München.

 So weit, so gut oder vielmehr schlecht: Denn was aus Sicht der AUA Sinn macht, hat für den Wirtschaftsstandort die gegenteilige Wirkung. Die Nähe Wiens zu den CEE-Staaten ist das schlagkräftigste Argument für Österreich als Headquarter-Niederlassung. Direkte Flugverbindungen zwischen Wien und wichtigen Osteuropa-Städten sind dafür unverzichtbar. Sie sparen den Unter nehmen bei Dienstreisen im Gegensatz zu mühsamen Umsteigeverbindungen Zeit und damit Geld und erleichtern Geschäftskontakte allgemein. München als Ausgangspunkt beziehungsweise Drehscheibe für Osteuropa-Flüge mag zwar für Unternehmen in Westösterreich kein Problem sein -für jene in Ostösterreich ist es dagegen sicher eines. Schon jetzt ist das Fliegen anstrengend und zeitraubend genug. Entsprechend fallen daher die Reaktionen der vom WirtschaftsBlatt befragten Betriebe zu den Ankündigungen Bierwirths aus: Sie sind darüber alles andere als erfreut und plädieren dafür, alle Direktverbindungen unbedingt zu erhalten.

Ob das der Fall sein wird, ist angesichts der wirtschaftlichen Lage der AUA freilich offen: Die Airline, die heuer im ersten Quartal 63,5 Millionen €    Verlust einflog, wird das aus der Frankfurter Lufthansa-Zentrale vorgegebene Ziel, ein positives Ergebnis zu erzielen, nicht erreichen. Da ist zwar viel Pech dabei -Stichwort Nordafrika-Krise und Japan-Katastrophe -,der Druck auf die AUA aus Deutschland wird in den kommenden Monaten sicher noch größer werden. Das heißt, sie wird sich wohl oder übel den Vorgaben, im Lufthansa-Verbund zu agieren und so möglichst viele Synergien zu heben, beugen.

Originallink: http://www.wirtschaftsblatt.at/home/meinung/kommentare/leitartikel-strategiewechsel-der-aua-freut-wirtschaft-nicht-474623/index.do