BRITISH AIRWAYS
Geisterflugzeuge fliegen leer über den Atlantik
Neuer Trouble um British Airways: Seit Anfang des Monats fliegen täglich Passagierjets ohne einen einzigen Fluggast an Bord über den Atlantik - aus Personalmangel. Greenpeace ist empört.

British Airways kämpft an allen Fronten. Immer wieder gibt es Ärger mit verspätetem Passagiergepäck und Unpünktlichkeiten. Nun steht die Fluglinie wegen Leerflügen in der Kritik.

British Airways: Fluglinie mit angekratztem Image
Sprecher Tony Cane musste bestätigen, dass British-Airways-Flüge ohne Passagiere über den Atlantik schickt, weil nicht genügend Personal für einen geregelten Flugbetrieb zur Verfügung steht. Seit dem 1. November habe ein Flugzeug täglich die Londoner Flughäfen Heathrow oder Gatwick gen USA oder Kanada verlassen, das lediglich Fracht und die Piloten an Bord hatte, sagte Cane der Nachrichtenagentur AP.

So war zum Beispiel am 4. November der BA-Flug 179 ohne einen Passagier an Bord nach New York unterwegs, berichtet der "Daily Telegraph". Am selben Tag sei aber auch der BA-Flug 176 gästelos zurück nach Heathrow geflogen.

"Skandalös", wettert die Umweltorganisation Greenpeace in Großbritannien und kritisiert solche Phantom-Flüge wegen der unnötigen CO2-Emissionen. "Die globale Erwärmung ist die größte Bedrohung, mit der wir fertig werden müssen", sagt Ben Stewart, Sprecher einer Greenpeace-Gruppe in London. "Aber so setzt sich British Airways über die Wissenschaft und die öffentliche Meinung hinweg. Die Öffentlichkeit verlangt von Unternehmen, dass sie verantwortlich handeln."

British Airways teilte mit, dass sie verschärft an dem Problem arbeite. Grund für die Leerflüge seien Schwierigkeiten, die Flug- und Umlaufpläne ihrer 15.000 Stewards und Stewardessen, der 3000 Piloten und der 240 Flugzeuge zu koordinieren. Manchmal führe das zu einem Mangel an Kabinenpersonal für einen bestimmen Flug. Die leeren Flüge würden es der Airline erlauben, in Nordamerika Passagiere an Bord zu nehmen, die einen Flug gebucht haben.

Teurer Treibstoffzuschlag

Als "sehr ungewöhnlich" bezeichnet Michael Lamberty, Sprecher der Deutschen Lufthansa, die Vorgänge bei der britischen Konkurrenz. Bei der deutschen Fluglinie würden solche Leerflüge nur "höchst höchst selten" vorkommen, und wenn, dann fast immer aus technischen Gründen und nicht bedingt durch Personalmangel. Auch die Lufthansa muss eine ähnliche Anzahl von Piloten, Kabinencrew-Mitgliedern und Flugzeugen aufeinander abstimmen. Leerflüge bedeuten für die Unternehmen einen wirtschaftlichen Verlust. Daher legen besonders Billigflieger großen Wert auf kurze Aufenthalte an Flughäfen und volle Flugzeuge, um ihre Preise zu halten.

British Airways hat sich seinen schlechten Ruf erarbeitet. Im dritten Quartal dieses Jahres hatte es unter den großen europäischen Fluglinien die schlechteste Bilanz bei Flugverspätungen und verloren gegangenen Gepäckstücken gegeben, wie die Association of European Airlines (AEA) Anfang des Monats mitteilte. Von den aufgeführten 28 Fluglinien stand sie bei der Pünktlichkeit an 26. Stelle, nur die Spanair und TAP Portugal waren unpünktlicher. Bei den verspätet ausgelieferten Koffern landete sie auf dem 24. von 25 Plätzen. 30 Gepäckstücke pro 1000 Passagiere trafen später als ihre Besitzer am Ziel ein. Nur TAP war wiederum sorgloser mit dem Eigentum der Passagiere. Die Lufthansa belegt im Gepäck-Ranking nur den 16. Platz.

Logistik scheint nicht die Stärke der britischen Airline zu sein. Allerdings reagierte die BA recht schnell auf die Entwicklung am Ölmarkt und hob angesichts der Rekordpreise schnell die Treibstoffzuschläge für die Passagiere an. Ab 15. November müssen Kunden auf der Kurzstrecke zehn Pfund (14,30 Euro) statt acht Pfund, auf der Langstrecke bis neun Stunden 48 Pfund (67 Euro) statt 38 Pfund und ab neun Stunden 58 Pfund (81 Euro) statt 43 Pfund bezahlen.

Vielleicht ist das auch ein Versuch, die Kosten für die täglichen Geisterflüge wieder hereinzuwirtschaften.

abl

Originallink: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,517653,00.html