Die Billigfluglinien, vor wenigen Jahren noch kaum am Markt
vertreten, haben das Luftfahrtgeschäft neu definiert, ganz
neue Publikumsschichten angezogen, das heißt, die
Billigfluglinien bilden zwar eine starke Konkurrenz für die
etablierten Airlines, haben aber auch Kunden gewonnen, die
bisher gar nicht geflogen sind.
Höhenflüge
von Ryanair, InterSky & Co nicht nur in der Luft
Für
19 Euro oder weniger nach Rom oder Paris
Wichtigstes
Verkaufsargument ist natürlich der Preis: Mit 19 Euro pro
Strecke oder noch weniger wird geworben , doch zu diesem Preis
gibt es nur wenige Plätze, denn auch Billigairlines müssen
Geld verdienen.
Der Geschäftsführer von
Germanwings, Joachim Klein, erklärt seine
Kalkulation:
"Germanwings fliegt fünfmal
täglich aus Deutschland nach Wien. Wenn ein Flieger zu 80
Prozent voll ist, muss der Durchschnittspreis bei 60 bis 80 Euro
liegen. So gesehen scheint ein Ticket für 150 Euro teuer,
aber eine begehrte Tagesrandverbindung bei einer klassischen
Airline kostet noch viel mehr".
Wo
wird gespart?
Bei InterSky, einer kleinen
österreichischen Lowcost-Airline, die in Bregenz ihren
Firmensitz hat und früher auch von Bern aus geflogen ist,
wird zur Senkung der Kosten auch ganz genau geschaut, wie weit
man fliegt, Intersky-Chefin Renate Moser dazu:
"Für
29 Euro kann man vielleicht 1 bis 2 Stunden fliegen, sonst
werden die Treibstoffkosten zu hoch. Bei den Flugzeugen setzen
die Lowcost-Airlines möglichst auf einheitliche
Flugzeugtypen. So können bei der Wartung der Jets, aber
auch bei der Ausbildung der Piloten Kosten gespart werden.
Gespart wird aber auch bei Dingen, die nicht unbedingt zum
Fliegen nötig sind. Und was das Gläschen Champagner
betrifft: Das Teure daran ist nicht der Champagner selbst,
sondern das Herbeischaffen von gekühltem Champagner und die
teuren Gläser".
Low-Fare-Linien sparen aber
auch bei der Buchung. Statt aufwändiger Stadtbüros
gibt es Callcenter. 90 Prozent der Buchungen laufen aber über
das Internet. Der Kunde bucht hier ganz alleine. Dabei kann die
Zahl der Mitarbeiter einer Fluglinie klein gehalten werden.
Hoher
Konkurrenzdruck
Die Billigairlines kommen in den eigenen
Reihen aber auch zunehmend unter Druck. Derzeit bieten etwa 50
Billigfluggesellschaften alleine in Europa Flugverbindungen an.
Erste Insolvenzen zeigen bereits, dass hier nicht alle am Markt
bestehen werden.
Zu den größten Billigairlines
zählt RyanAir. Die irische Fluglinie war der Pionier im
Low-Cost-Geschäft. In Zukunft will RyanAir aber noch
agressiver am Markt auftreten, um neue Trends im Airlinebusiness
zu setzen, sagt Geschäftsführer Michael Cawley:
"Wenn
wir zu Null Euro einen Platz anbieten, dann sind wir ziemlich
sicher, dass er sonst unbesetzt geblieben wäre. Außerdem
konsumieren die Passagiere für rund zehn Euro pro Flug.
Viele leihen sich auch bei uns Autos aus oder reservieren
Hotels. Und wenn der Markt wächst, dann wachsen wir mit.
Wir haben vor, in ein bis zwei Jahren größer zu
werden als die Lufthansa".
Billige
Landegebühren gefragt
Eine nicht unwesentliche Rolle
im Low-Cost-Geschäft spielen auch die Flughäfen.
Ryanair versucht bewusst, auch hier die Kosten niedrig zu
halten. Oft werden Airports außerhalb der Stadtzentren
angeflogen, da hier die Landegebühren billiger sind. Am
Flughafen Wien will man aber keine Ausnahmen machen, erklärt
Flughafenvorstand Kaufmann:
"Bei uns zahlen alle
Airlines denselben Tarif. Und wenn Ryanair nicht nach London
fliegt: auch gut, wir haben Air Berlin, Niki und
Germanwings".
Dass der Flughafen Wien - obwohl
als teuer verschrien - dennoch ein attraktives Ziel für
Billigairlines ist, zeigt die Geschäftsentwicklung der
letzen Jahre: Der Marktanteil der Billigflieger in Wien ist von
Null im Jahr 2002 auf derzeit fast zwölf Prozent gestiegen.
Ob das auch künftig im Hinblick auf den nur etwa 60
Kilometer entfernten Flughafen Bratislava so sein wird, bleibt
abzuwarten. Flughafen-Chef Herbert Kaufmann sieht das jedenfalls
nicht so:
"2015 werden mit 29 Millionen für
beide Flughäfen genug Passagiere da sein. Wien und
Bratislava werden eher Partner als Kobkurrenten".
Künftig
mehr als 30 Prozent Marktanteil
Werden künftig
Billigairlines also gar die traditionellen Fluglinien wie
Austrian oder Lufthansa verdrängen? Joachim Klein von
Germanwings glaubt, die langen Intercontinentalflüge mit
vielen Anschlussflügen und komplizierten Verbindungen
werden den so genannten Netzwerk-Airlines bleiben. Dafür
brauche man nämlich eine große Organisation und
umfangreiche Logistik.
Aktuelle Studien belegen
jedenfalls, dass In den nächsten Jahren der Marktanteil der
Billigairlines in Europa bereits ein Drittel oder noch mehr
ausmachen werde.
Neue
Ära mit dem Superairbus?
Noch fliegen die
Billigairlines vor allem Städteverbindungen innerhalb eines
Kontinents, doch mit dem neuen Airbus A380 - er bietet bis zu
800 Personen Platz - könnte sich das Geschäftsfeld der
Billigairlines stark erweitern. InterSky-Chefin Renate Moser ist
jedenfalls optimistisch:
"Der neue große
Superairbus A380 mit 500 bis 800 Plätzen wird sicher für
Passagiere mit Billigtickets Platz haben. Und es wird sicher
Passagiere geben, die engere Sitzreihen für ein billigeres
Ticket in Kauf nehmen. Es ist auch nicht unmöglich, dass
die großen Billigflieger wie Ryanair, easyJet oder Virgin
Express auch einmal einen A380 kaufen, um etwa zwischen
Frankfurt und Singapur oder Bangkok eine neue Ära der
Billigflieger einzuläuten".