Freitag, 11. April 2008 21:42
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Subject: Objektive Lärmmessung durch die BI-Liesing zeigen eine unzumutbare Belastung durch Fluglärm im 23. Bezirk - die Flugrouten müssen daher zurückgenommen werden

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
Unten stehendes Schimmel-Mail, welche ich von einem anonymen(!) Mitarbeiter der so genannten Beschwerdehotline erhalten habe, zeigt, dass der Flughafen offensichtlich nicht gewillt ist, die massive Belastung des 23. Bezirks durch Fluglärm ernst zu nehmen!

Stattdessen wird auf die eigenen Lärmmessstellen verwiesen, welche laut diesem Mail ja einem detailliert als exzellenten ausgeführten Standard entsprechen sollen. Damit soll offensichtlich suggeriert werden, dass der Flughafen mit der Anschaffung der teueren Messgeräte auch gleich den alleinigen Anspruch auf die Wahrheit mitgekauft hat. Da es aber bis heute keine permanente Lärmmessstelle des Flughafens in der Rysergasse oder Zemlinskygasse gibt und es an den maximal 2 * 3 Wochen pro Jahr, in denen dort mit der mobilen Lärmmessstelle des Flughafens gemessen wurde, bis jetzt immer merkwürdig ruhig war, kann das wohl kaum der Fall sein.

Vielmehr dürften die Lärmmessungen der BI Liesing, welche mit kalibirierten Lärmmessgeräten durchgeführt werden, die einzigen objektiven Messungen im 23. Bezirk darstellen. Diese finden zum Unterschied von den ebenfalls privaten aber völlig intransparenten Messungen des Flughafen kontinuierlich statt, so dass nicht nur in den "zufällig" besonders ruhigen Zeiten gemessen wird . Die Rohwerte dieser Messung werden auch ohne Umwege online an den DFLD übermittelt, welche diese Ergebnisse aufbereitet und für jedermann transparent im Internet zur Verfügung stellt.

Was die Genauigkeit der Messungen betrifft, hat ein Vergleich am Flughafen Frankfurt gezeigt, dass es bei diesen Messgeräten keine wesentlichen Abweichungen zu den deutlich teueren Geräten des Flughafens gibt. Abweichungen zwischen den Messstellen ergeben sich durch den Aufstellungsort, so zeigt die auf einem Fenstersims aufgestellte Lärmmessstelle Maurer Berg2 den tatsächlich für die Bewohner eines Hauses an dieser Seite relevanten Fluglärm, während frei stehende Lärmmessstellen wie Maurer Berg praktisch nur den Lärm von oben messen.

Wenn der Wiener Flughafen aber so wie von der BI Liesing bereits letzten Herbst vorgeschlagen, am Maurer Berg messen und die Ergebnisse im Sinne der Transparenz online im Internet publizieren möchte, so steht ihm die Türe zur DFLD weit offen.

Bis dahin müssen alle Beteiligten mit gewissen, im Grunde aber vernachlässigbaren Ungenauigkeiten leben, da diese nichts an der grundsätzlichen Aussage der Messungen ändern. Die Messungen der BI Liesing deshalb grundsätzlich in Frage zu stellen, ist so wie die Abschaffung aller Tachos in den Autos zu fordern, nur weil diese nicht so gut geeicht sind wie Radarmessgeräte. Auch das Tachos in einer Kurve andere Werte liefern als Radarmessgeräte ist kein Grund.

Zu der von Herrn/Frau Anonym ohne ersichtlichen Grund begonnen Diskussion über die Durchschnittwerte möchte ich noch anmerken, dass diese schon grundsätzlich in die falsche Richtung geht. So bin ich als Mensch von einer Reihe von Einzelereignissen betroffen, deren tatsächliche Höhe bei Durchschnittswerten weggemittelt wird. Wenn Sie in einem ganz ruhigen Schlafzimmer dreimal in der Nacht eine Pistole abfeuern, wäre der LEQ-Wert trotzdem OK, die Nacht vermutlich aber für alle Betroffenen genauso wenig erholsam, wie der letzte Sonntag mit mehr als 60 dröhnenden Überflügen für die 90.000 Liesinger.

Die Schimmel-Mail Aussage
Die nur für Überflüge ausgewiesenen Dauerschallpegelwerte in den Diagrammen beinhalten somit auch Umgebungsgeräusche.
dürfte auf einer falschen Interpretation aufbauen - in den DFLD Diagrammen steht kein Wort davon, dass es sich dabei um die Überflüge handelt. Vielmehr steht dazu in der Beschreibung des DFLD:
Achtung: Die Leq-Werte sind Gesamtlärm-Leq's, d.h. z.B. auch der Rasenmäher ist in dieser Lärmbilanz enthalten! 


Für die LEQs der Überflüge gibt es eine eigene Statistik Seite mit einer Tabelle, die ich Ihnen aber bewusst nicht geschickt habe. Da viele Überflüge noch nicht als solche erkannt werden, werden diese auch erst nach einer rückwirkenden Optimierung die volle Höhe anzeigen. Wie oben beschrieben ist diese Art der Betrachtung aber ohnehin keine geeignete Diskussionsgrundlage.

Generell zeigen die objektiven Lärmmessungen der BI-Liesing, dass die Flugrouten über Liesing unzumutbaren Lärm produzieren, die Beschwerden der Bewohner berechtigt sind und die Flugrouten deshalb so schnell als möglich zurückgenommen werden müssen.

Mit freundlichen Grüßen,